Der Wilhelmsplatz in Offenbach, der schon seit Jahren eine aufwendige Aufwertung zum lebendigen Stadtzentrum erfährt, wird mit diesem Brunnen, der die gegebenen Achsen des Platzes aufnimmt und mit ihnen spielt, dem Bürger einen neuen Treffpunkt bieten.
Es gibt nicht DEN Offenbacher.
Die Bürgerschaft ist, wie es für die Demographie einer aufgeschlossenen, modernen Großstadt des 21. Jahrhunderts normal ist, vielseitig zusammengesetzt – doch sind alle gemeinsam Bürger von Offenbach.
Unser Entwurf nimmt diesen Umstand auf und bringt ihn zum Ausdruck.
Darum gestaltet der Brunnen gleichermaßen eine Erlebnismöglichkeit und ein Identifikationsangebot:
Jeder, der sich ihm nähert, wird erkennen, dass er eingeladen ist zwischen den beiden selbstbewusst aufragenden Elementen hindurchzugehen, welche an der Außenseite die Farbe des Kopfsteinpflasters aufnehmen, innen jedoch überraschender Weise verspiegelt sind. Durch die leicht versetzte parallele Anordnung bemerkt der Hindurchgehende, dass er sich zugleich mit der Stadt Offenbach selbst spiegelt. – Dem Bürger wird so sinnlich erfahrbar, dass er Teil dieser Stadt ist und zu ihr gehört. - Er erhält auf diese Weise ein sinnlich nachvollziehbares Identifikationsangebot mit Offenbach.
Zudem vermittelt die Spiegelung Selbstbewusstsein: Der Wilhelmsplatz, Offenbach und seine Bürger können sich sehen lassen!
Die Spiegelelemente orientieren sich bewusst nicht einfach an der Längsachse des Wilhelmsplatzes, sondern bieten dem Betrachter eine Variation der Perspektive an, die auch dazu führt, dass er den geschäftigen Schritt verlangsamt, innehält, sich umsieht, die optischen und akustischen Effekte genießt und sich selbst in Bezug zur Umgebung gesetzt sieht um sich nicht nur optisch, sondern auch gedanklich zu reflektieren. Gleichzeitig lässt die Gestaltung der Brunnenbasis die Assoziation zu Schiffen, Staustufen und Häfen zu, während das herabfließende Wasser ein angenehmes Geräusch erzeugt und, wie der Main, den lebendigen Fluss des Lebens und Kreislauf des Wassers symbolisiert.
So wird die traditionelle Form des Brunnens mit Brunnenbecken und zentralem Wasserspeier aufgenommen, allerdings auf zeitgemäß-moderne Art interpretiert: Der Brunnen öffnet sich, lädt zum Hindurchgehen ein, aber auch zum Platznehmen. Man kann ihn betreten, er lädt als Zentrum des Platzes dazu ein, sich in sein Zentrum zu setzen und in Ruhe das Spiel von Licht und Wasser zu genießen.
Das Wasser in der Brunnenbasis nimmt auch den sich reflektierenden Himmel in den Blick, die Lichtregie integriert somit auch das Wetter und seine Spielarten und fügt den gespiegelten Himmel zu den Bewohnern Offenbachs und ihrer Umgebung hinzu.
Der den Platz gliedernde Brunnen vereinbart auf diese Weise ein selbstbewusstes Zeichen und ein leichtes, integratives und spielerisches Element in sich. Nach außen durch die dominante Materialität des farblich mit dem Pflaster korrespondierenden Rohstahls eine markante Aussage, innen ein freundlicher, sehr positiv-öffnender Gedanke.
Jeder der den als Passage gestalteten Brunnen durchschreitet, darf sich hinein- und aufgenommen, vielleicht aufgehoben fühlen.
Bei Nacht wird dem Besucher der Weg durch eine dezente indirekte Beleuchtung in einer Bodenfuge gewiesen und durch je einen auf der Außenseite der Standelemente unter Wasser befindlichen Strahler das Spiel der Wellen projiziert, während sich auf den Innenflächen die Lichter der Nacht schimmern.